Projektstipendium KunstKommunikarion 14, DA - Kunsthaus Kloster Gravenhorst, Hörstel

Die Theorie besagt, dass es Schwarze Löcher gibt. Sie sind zum Teil erklärt und berechnet. Sie sind weit von uns entfernt – in unendlichen Weiten. Oder kann man sie auch in der Nähe finden?

Unser Weltgeschehen funktioniert im 24-Stunden-Rhythmus. Um Mitternacht fängt ein neuer Tag, etwas Neues an. Am Ende des Tages, beim Einschlafen, lassen die Menschen etwas zurück und hoffen in der Zukunft, am nächsten Morgen, wieder etwas Neues zu gewinnen.

Jeden Tag ist die Realität ein wenig anders – dabei ist „ein wenig“ oft sehr groß. Wir wachen auf und erfahren unter anderem aus den Nachrichten, Zeitungen oder von den Nachbarn, dass ein Land nicht mehr existiert, dass unsere Währung nichts mehr wert ist, die üblichen Bezeichnungen von etwas veraltet sind. Es entstehen Löcher. Die Realität entspricht nicht mehr dem gewohnten Bild. Wir versuchen die Löcher möglichst schnell durch unsere Aktivitäten zu schließen – das Bild zu vervollständigen, aber oft reißen die Löcher das Bild so sehr auseinander, dass die Realität zerfällt.

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Die Erinnerungen an die Vergangenheit, der Durchbruch der Wirklichkeit und auch Probleme der Gegenwart werden plastisch verarbeitet. Unsere Installation hält den Kampf mit der Zeit skulptural fest zeigt das Unausgesprochene, das Verlorene und lässt einen philosophischen Diskurs mit den örtlichen Gegebenheiten entstehen. Intensive Recherchen führten zu der Erkenntnis, dass Löcher einen historischen, gesellschaftlichen oder symbolischen Bezug haben.

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Bei den Recherchen vor Ort, auf dem Gelände des DA – Kunsthauses Kloster Gravenhorst, haben wir einige Beispiele gefunden, die einen Bezug zur Geschichte des Ortes und den Menschen aufweisen.

In unmittelbarer Nähe des Kunsthauses Kloster Gravenhorst sind die Relikte aus der Vergangenheit in Form von großen Löchern in der Erde zu finden. Die Frage war: Was ist das? Sind diese Löcher durch ein Naturereignis oder menschliche Aktivität entstanden? Weitere Nachforschungen haben ergeben, dass es sich um Bombenkrater aus dem Zweiten Weltkrieg handelt. Die Kraft der Explosion hat in Sekundenbruchteilen das Leben von Natur und Menschen, samt ihren Häusern, ausradiert. Die Bombenkrater im Wald sind die Relikte der Geschichte, der Ereignisse, die vor 70 Jahren stattfanden. Es entstanden „Informationslücken“, die nur glühende Erdmasse und Gewaltspuren in sich trugen. Trotz der vielen Jahre, die vergangen sind, tragen die Löcher immer noch etwas Schreckliches in sich. Sie hinterlassen auch ohne Kenntnis über ihren Ursprung einen verstörenden Eindruck beim Betrachter, durch die Gewaltenergie, die sie schuf. Die Löcher sind stumme Zeugen, die eigentlich lautstark schreien und der Schrei ist ein Mahnmal über Leid und Tod, die Kriege mit sich bringen. Die Bombenkrater fungieren wie „Speicher“ und genau das ist außergewöhnlich stark und beeindruckend. Wir sehen darin die Chance, die Ereignisse, die Stärke des Ausdruckes und die daraus folgenden Erkenntnisse in unserer Skulptur festzuhalten.

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Löcher, die einst durch Zerstörung entstanden, werden in unserer Installation zur Traumschau. Die Zusammensetzung der Löcher leitet sich von den Formationen der Bombenkrater in unmittelbarer Nähe des Klosters Gravenhorst. Die Skulptur stellt eine Auseinandersetzung mit dem Verlauf der Geschichte und des menschlichen Lebens dar und wird ein Ort sein, der unsere Existenz widerspiegelt. Auf diese Weise werden gleichzeitig Parallele und Gegensätze erschaffen. Wir wandern durch das Leben, machen unsere Erfahrungen, erreichen unsere Ziele, verlieren dabei unsere Sehnsüchte, finden aber auch unsere Träume und Kindheitserinnerungen und schließlich das Leben wieder.

Die Skulptur wird zu dem Ort, wo die Möglichkeit erschaffen wird, in der ruhigen Umgebung des Klosters durch die Löcher ein eigenes Stück Himmelsgewölbe zu finden, vergessene Träume und Kindheitserinnerungen zurück zu gewinnen. Die einstigen Bombenkrater werden zum Firmament!

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